Stelle Dir folgende Situation vor: Du arbeitest zusammen mit Deinem Team an einem großen Projekt, das schließlich zum Erfolg führt – ein Teamerfolg natürlich. Aber eine:r Deiner Kolleg:innen ist mehrfach die Extra-Meile gegangen und hat viel Zeit und Energie in das Gelingen Eures Projekts gesteckt.

Du möchtest Dich für seinen außerordentlichen Einsatz bedanken. Aber was ist der beste Weg, Deine Wertschätzung zu zeigen?

Mit der Wertschätzung verhält es sich ähnlich wie mit unseren Denkpräferenzen: Jeder Mensch denkt anders und jeder fühlt sich auf eine andere Art für seine Arbeit wertgeschätzt. So kann es passieren, dass ein ernst gemeintes Lob Dein Gegenüber gar nicht erreicht, weil er oder sie schlichtweg eine andere Sprache der Wertschätzung spricht.

Wie kannst Du also sicherstellen, dass Dein positives Feedback auch ankommt? Ganz einfach: Sprecht darüber! Ob im Rahmen eines Teamworkshops oder bei einer Tasse Kaffee: Frage Deine Kolleg:innen, was für sie echte Wertschätzung ausmacht und wie sie selbst mit Lob umgehen.

Die 5 Sprachen der Wertschätzung nach Gary Chapman und Paul White

Gary Chapman und Paul White definieren die unterschiedlichen Ausdrucksweisen von Wertschätzung in ihrem Bestseller “The 5 Languages of Appreciation in the Workplace” (zu deutsch: “Die 5 Sprachen der Mitarbeitermotivation”) wie folgt:

1. Bestärkende Worte – Words of Affirmation
Konkrete, wertschätzende Worte abseits von Floskeln wie “Gute Arbeit!” oder “Toll gemacht!”. Zum Beispiel: “Ich bin echt beeindruckt, wie du diesen komplexen Sachverhalt so verständlich aufbereitet hast.”

2. Ungeteilte Aufmerksamkeit – Quality Time
Zuhören statt reden: Schenke Deiner Kollegin einen Moment der vollen Aufmerksamkeit und erkundige Dich, was sie gerade beschäftigt.

3. Unterstützung und Hilfsbereitschaft – Acts of Service
Reden ist silber, helfen ist gold! Nicht jede:r empfindet unterstützende Worte allein als Ausdruck von Wertschätzung. Statt zu sagen “Tut mir echt leid, dass Du aktuell so viel auf dem Tisch hast!” könnte die Frage lauten: “Kann ich Dir etwas abnehmen?”.

4. Geschenke, die von Herzen kommen – Tangible Gifts
Hierbei geht es nicht um materielle Geschenke, sondern um kleine, originelle Gesten. Du weißt, dass Dein Kollege eine bestimmte Schokolade besonders gern isst oder spendierst einen Kaffee beim Lieblings-Coffeeshop – Kleine Gesten zeigen, dass Du aufmerksam bist und ihn als Kollegen schätzt.

5. Angemessener körperlicher Kontakt – Appropriate Physical Touch
Ein High Five oder ein anerkennendes “auf die Schulter klopfen” können je nach Beziehung ebenfalls ein angemessener Weg sein, um Wertschätzung ausdrücken.

Du möchtest tiefer in das Thema einsteigen? Dann empfehlen wir Dir diesen Artikel aus dem Forbes Magazin.

Das HBDI® und die Sprachen der Wertschätzung

Wie eingangs erwähnt, ist die Wahrnehmung von Wertschätzung ähnlich individuell wie die Ausprägung von Denkstilpräferenzen. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum sich ein Blick auf das HBDI®-Profil Deines Gegenübers lohnt, wenn Du mit Deinem Lob den richtigen Ton treffen möchtest: Wenn Du und Dein Team bereits mit Euren HBDI®-Profile vertraut seid, werdet Ihr feststellen, dass Eure Präferenz für einzelne Denkstile auch mit der Art und Weise korreliert, wie ihr Feedback äußert und empfangen möchtet.

Während verbal formulierte Wertschätzung zum Beispiel besonders Menschen mit einer hohen Präferenz im C-Quadranten erreicht, freuen sich Kolleg:innen mit einem stark ausgeprägten B-Quadranten womöglich eher über aktiven Support als über warme Worte. Mithilfe von Features wie Sharing und Teams, die Euch als Nutzer:innen der Herrmann Plattform zur Verfügung stehen, lässt sich der Austausch über Eure unterschiedlichen Denkweisen noch leichter in den beruflichen Alltag integrieren.

Wertschätzung in Zeiten der “Great Resignation”

Ein guter Grund, warum es gerade jetzt wichtig ist, die kognitiven und kommunikativen Präferenzen Deiner Teammitglieder zu kennen, verbirgt sich hinter Begriffen wie “Great Resignation” oder “The Big Quit”, die seit einigen Monaten durch die Tages- und Fachpresse geistern. Gemeint ist ein Phänomen, das sich vor allem im US-amerikanischen Arbeitsmarkt seit der Pandemie beobachten lässt: Immer mehr Arbeitnehmer:innen entscheiden sich aktiv gegen ihren Job.

Auch in Deutschland scheint die Pandemie als Katalysator für (berufliche) Veränderung zu wirken. Eine Stepstone-Studie mit dem Titel „The Silent Resignation“ im Dezember 2021 und Januar 2022 kommt zu dem Ergebnis:

  • 40 Prozent der rund 18.000 befragten Arbeitnehmenden suchen aktiv nach einem neuen Job
  • 43 Prozent der Umfrageteilnehmenden sind für einen Jobwechsel offen

Hauptgrund für die hohe Wechselbereitschaft sei laut der Umfrage vor allem die erlebte Flexibilisierung der Arbeitswelt während der Pandemie, die viele Arbeitnehmer:innen auch weiterhin einfordern, jedoch unternehmensseitig nicht immer vorgesehen ist.

Mitarbeiterbindung ist also relevanter denn je – und ein wertschätzendes Miteinander zumindest ein Baustein einer Unternehmenskultur, die auch in Krisenzeiten psychologische Sicherheit vermittelt.